Als Sohnemann knapp über ein Jahr alt war, haben wir uns zwei Britisch-Kurzhaar-Katzenbabys namens Samu und Nelly angeschafft. Ein Hund wäre aufgrund unseres Berufslebens nicht drin gewesen – aber die Liebe für kleinen quirligen Haarbüschel war sowieso immer etwas größer. So steht´s auch auf dem Schild an unserer Wohnungstür:
A home without a cat is just a house.
Mal abgesehen davon, dass die beiden tolle Spielkameraden sind (wenn sie denn Lust haben; das ist der Unterschied zum Hund, der will ja quasi immer), mehren sich die Anzeichen dafür, dass Kinder, die mit Haustieren aufwachsen, später im Leben weniger gesundheitliche Probleme, vor allem weniger Allergien, haben.*
Nelly, die Dame, ist von relativ zarter Statur und auch eher scheu. Kater Samu ist hingegen einer ordentlicher Brocken – und vom Wesen her ist an ihm ein waschechter Golden Retriever verloren gegangen. Er ist schmusebedürftig bis zum Abwinken und hat ein sanftes und geduldiges Gemüt. So ein Jüngling, der gerade laufend lernt, geht naturgemäß nicht immer sachte mit einem Vierbeiner um. Bisweilen legt Sohnemann sich mit seinem ganzen Körpergewicht zum Kuscheln auf den Schmusekater und bleibt dort liegen. Der Herr des Hauses lässt das gelassen über sich ergehen, scheint es sogar zu genießen.

Ich kenne Katzenviecher, die hätten Mikas hübsches Gesicht für so etwas in Nullkommanichts zu Carpaccio verarbeitet, aber außer einem kleinen Kratzer hat Sohnemann bisher keine Schäden davongetragen. Ich schätze, es hat geholfen, dass die beiden im Prinzip ihre Krabbelphase gemeinsam verbracht haben – da gewöhnt man sich an die Eigenarten des anderen.
Echte Männerfreundschaften beginnen ja bekanntlich im Kindesalter.
* Siehe: Wells, D. L. (2009). The Effects of Animals on Human Health and Well‐Being. Journal of Social Issues, 65(3), 523-543.
Mein Vater war Lehrer. Er hat immer – wenn auch halb im Spaß – gesagt: Redundanz ist die Mutter der Pädagogik. Seit Sohnemann greifen, sitzen und krabbeln kann, weiß ich recht genau, was er damit gemeint hat.
Meine Frau und ich haben im Grunde wenig gemeinsame Hobbys, sind überhaupt ziemlich unterschiedlich, auf eine gute Art. Wir versuchen nicht, ständig am anderen rumzuschrauben, sondern akzeptieren uns so, wie wir sind. Klappt natürlich nicht immer, aber ich denke, wir sind ganz gut unterwegs. Was uns jedoch ein heiliges Ritual ist: Wir gehen sehr regelmäßig auswärts essen, haben unsere Handvoll Lieblingsrestaurants, in die wir immer und immer wieder gehen. Dann sprechen wir, oder schweigen wir, lassen es uns gut gehen, genießen.
Auch wenn ich gerne ich bin (und auch mit keiner meiner früheren Versionen tauschen wollen würde…), beneide ich Sohnemann ab und zu. Er darf ungestraft beim Essen rumsauen, auf Befehl mit meiner Frau kuscheln und hat überhaupt ein ziemlich geiles Leben. Mir geht es aber um etwas anderes:
Darauf war ich nicht vorbereitet. Wirklich nicht.