„Wir haben heute Gottes Liebe gemacht!“ Best of Kindergarten-Konversationen

Nico_Mika_FruehstueckWenn sie erstmal verstanden haben, wie das geht, dann quatschen Kinder unentwegt, manchmal schon, bevor die Augen morgens richtig auf sind – und oft auch abends, wenn sie eigentlich fest schon zugefallen sind. Heraus kommen viele ulkige Versprecher, regelmäßig herzerweichende Liebenswürdigkeiten – und machmal auch tiefschürfende Weisheiten, die einem die Sprache verschlagen. In diesem Beitrag liste ich das schönste, beste und tollste auf, was Sohnemann in den ersten Lebensjahren von sich gegeben hat.

Härter als Chuck Norris

Sohnemann hat sich ordentlich den Kopf gestoßen.
Papa: „Soll ich „Heile Gänschen“ singen?“
Sohnemann: „Ne. Singen nur, wenn es blutet!“

Kindermund tut Wahrheit kund

Sohnemann sieht zum ersten Mal einen Smart. Reaktion:
„Oh, ein bisschen Auto.“

Sonntags, 06:20 Uhr

Jemand zieht meine Bettdecke weg.
Sohnemann: „Papa wach? Mika müde alle. Autehn. Hopp!“

Liebeslogik, die erste

Papa: „Hast du mich lieb?“
Sohnemann: „Ja“.
Papa: „Aber warum?“
Sohnemann: „Weil du bei uns wohnst.“

Die Schimpfwortpatrouille ist unterwegs

Papa, nachdem er sich den Zeh gestoßen hat: „Scheiße!“
Sohnemann: „Papa, du hast das Wort gesagt, was man nicht sagen darf. Das, was Mama auch immer sagt.“

Arbeit ist nicht das halbe Leben

Sohnemann weigert sich auch nach zehnten Runde „La Le Lu“, die Augen zu schließen.
Papa: „Ich geh jetzt runter. Ich muss noch was arbeiten.“
Sohn, schläfrig: „Arbeiten morgen. Bisschen hier bleiben!“

Wenn man einfach in Ruhe essen will

Sohnemann macht Mama und Papa eine klare Ansage beim Abendessen:
„Nicht den ganzen Tisch vollquatschen, ihr Wollmäuse!“

Wird später mal ein guter Chef

„Danke für die Arbeit!“
Sohnemann, nachdem ich ihm ein großes Spielzeug die Treppe herunter getragen habe.

Früher war das anders

Sohnemann: „Wir haben heute im Kindergarten Gottes Liebe gemacht.“
Papa: „?!?“

Mika_GitarreFreundliche Flora

Papa: „Was habt ihr heute bei Oma gemacht?“
Sohnemann: „Wir haben die Blumen gegossen.“
Papa: „Und dann?“
Sohnemann: „Die Blumen haben „danke“ gesagt.“

Wenn das Herz zerspringen will

Sohnemann, im Bett und schon schläfrig, nimmt meinen Kopf in beide Hände, zieht mich nah an sein Gesicht und sagt:
„Ich bin dein Freund.“

Furchtlos durch die fünfte Jahreszeit

„An Karneval hat sich die Franziska als Verspenst gekleidert. Ich hatte aber keine Angst.“

Das kann doch nicht so schwer sein mit dem Nachwuchs

Papa: „Möchtest du einen Bruder oder eine Schwester?“
Sohnemann: „Ich möchte einen Bruder und eine Schwester.“
Papa: „Hmm…die Mama hat aber nur ein Baby im Bauch.“
Sohnemann: „Das macht doch nichts.“
Papa: „Wieso?“
Sohnemann: „Ich sag Mama morgen, sie soll noch eins machen.“

Sonntagmorgen nach dem Aufwachen im Bett

Sohnemann: „Ist dir kalt?“
Papa: „Ja.“
Sohnemann: „Soll ich dich wärmen?“
Papa: „Au ja!“
Sohnemann: „OK, ich mach dir eine heiße Stunde.“
Papa: „?!!?“

Misheard Lyrics

Papa: „Wie geht nochmal das Lied, was ihr gestern im Kindergarten gelernt habt?“
Sohnemann: „Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelogen der Name des Herrn.“

Liebeslogik, die zweite

Papa: „Hast du mich lieb?“
Sohnemann: „Ja.“
Papa: „Und wieviel?“
Sohnemann zeigt zwei volle Hände, das heißt: „So viel, wie es nur geht“.
Papa: „Und wenn du drei Hände hättest?“
Sohnemann: „Dann noch mehr.“
Papa: „Und wenn du keine Hände hättest?“
Sohnemann: „Tja, dann gar nicht.“

Mika_schlafend_entspanntDu hast gewonnen

Abends im Bett, wir spielen „Wer hat wen mehr lieb“:
Papa: „Ich habe dich einmal um die ganze Welt lieb.“
Sohnemann: „Ich hab dich lieb in allen Welten, die es gibt.“

Fliegender Wechsel

Papa: „Freust du dich auf deine Schwester?“
Sohnemann: „Ja.“
Papa: „Dauert noch ein paar Monate, bis sie kommt.“
Sohnemann: „Im Sommer. Und wenn die aus dem Bauch kommt, geh ich wieder rein.“

Herzlichen Dank auch

Papa: „Sind Elefanten größer als ich?“
Sohnemann: „Ja.“
Papa: „Und sind sie auch schwerer als ich?“
Sohnemann: „Ja.“
Papa: „Und stinken sie mehr als ich?“
Sohnemann: „Ne, du stinkst mehr.“

Angenehme Nachtruhe

Papa: „Hast du gut geschlafen?“
Sohnemann: „Ja. Ich habe mit der Sonne geträumt.“

Es tut so weh

Sohnemann: „Papa, ich möchte mit dem Fahrrad zum Kindergarten fahren. Weil Autofahren kannst du ja nicht so gut.“

Selfie-Kuscheln mit dem Milch-Junkie

Mika & Nico schlafendIch habe noch nie die Höhe meines Oxytocin-Spiegels messen lassen. Mir ist allerdings auch so bewusst, dass ich kuschelsüchtig bin. Zum Glück für meine Frau kann sie einen Teil dieser Last delegieren: an unsere beiden Britisch-Kurzhaar-Katzen Samu und Nelly – und natürlich an unseren Sohn. Herausforderung ist, dass Sohnemann in etwa 70% der Fälle dann doch lieber mit Mama kuscheln möchte, was ich total nachvollziehen kann. Sie piekt einfach weniger im Gesicht.* Wenn ich demnach als Papa ausreichend Kuscheltime abbekommen möchte, muss ich manchmal etwas tricksen:

  • Mein iPhone liegt nachts immer auf meinem Nachttisch (im Flugmodus!), weil ich es als Wecker benutze. Wenn Sohnemann nicht sowieso nachts aus seinem Zimmer zu uns ins Schlafzimmer gekommen ist und zwischen uns geschlafen hat, dann kommt er morgens noch schnell ins Elternbett gekrochen. Meine Frau steht dann auf, um sich zu schminken – wobei Mika immer assistieren möchte. Noch größer ist an vielen Tagen allerdings die Verlockung des Smartphones. Er liebt es, wenn ich Selfies und Videos von uns schieße, die wir dann per WhatsApp an Mama schicken. Und da Papa nicht so lange Arme hat, muss man bei so einem Selfie-Shooting natürlich möglichst eng aneinander gekuschelt liegen. Das ist einfach unvermeidlich. Jawohl!
  • Wir haben Sohnemann vergleichsweise schnell vom Schnuller entwöhnt und er hat auch ebenso früh begonnen, selbständig zu essen. Wir gönnen ihm aber auch jetzt, mit etwas über drei Jahren, noch den Luxus, jeden Tag ein Fläschchen Milch zu trinken, meist morgens vor dem Kindergarten auf der Couch, zusammen mit einer Folge „Bob der Baumeister“ oder „Shaun das Schaf“. In diesen Minuten könnte auch eine Bombe neben ihm explodieren, ohne dass er nur mit der Wimper zucken würde. Und so setze ich mich häufig neben ihn, rücke langsam näher, und lege meinen Arm um ihn. An guten Tagen kuschelt er sich dann dort ein – und der Morgen ist gerettet.
  • Ansonsten bleibt mir noch die Zeit, wenn ich ihn auf den Schultern tragen darf, zum Beispiel samstags morgens, wenn wir in die Stadt zum Bauernmarkt gehen. Sohnemann hat schnell gelernt, dass man von dort oben allerlei Schabernack anstellen kann: Papa an den Öhrchen knabbern, im Nacken kitzeln – aber auch über die Wangen streicheln. Wenn ich dann wohlig schnurre wie unser Kater, sagt er voller Stolz zu meiner Frau: „Guck mal, Papa maaaag das!“

Ja, das tue ich.

* Mittlerweile habe ich auch eine Tochter. Ich kann bisher allerdings nicht bestätigen, dass die Dame des Hauses eher das Papakind ist; das Klischee wird ja recht häufig in den Medien kolportiert. Mal schauen, was die Zukunft noch alles bringt.

Und dann weißt du, dass sich das Leben gelohnt hat

Nico_Mika_Kuscheln_BettAm 3. September 2013, einige Wochen vor Mikas erstem Geburtstag, flog ich in die USA, um ein nebenberufliches Studium an der University of Pennsylvania aufzunehmen, ein Vorgang, der sich ein Jahr lang wiederholen sollte. Ich musste jeweils drei Tage pro Monat auf dem Campus in Philadelphia verbringen und sammelte fleißig Bonusmeilen. Für den Auftakt hatten wir allerdings eine volle Arbeitswoche vor Ort zu sein, so dass ich mit Hin- und Rückflug eine ganze Woche unterwegs war. Durch meine Arbeit reise ich sowieso unentwegt, aber bis zu diesem Zeitpunkt war ich nie länger als zwei Abende am Stück nicht zuhause gewesen, seit ich Vater geworden war. Doch selbst diese kurzen Abwesenheiten konnten die Hölle sein.

Mika und ich hatten damals ein kleines Ritual:

Wenn ich abends von der Arbeit komme, wartet meine Frau mit Sohnemann im Arm an der Tür. Er sieht mich und seine Augen lassen erahnen, dass es einen Moment dauert, bis er mich erkennt. Ich zähle dann innerlich die Sekunden: Einundzwanzig…zweiundzwanzig…und dann beginnt sein Gesicht zu strahlen. Er quietscht vor Freude und reißt seine Arme hoch, um zu sagen: „Papa, nimm mich und umarme mich!“ Wild ist er in solchen Momenten. Er klatscht mit seinen Händen auf meine Wangen, tritt mir in seiner Aufregung in den Bauch, und beißt mir sanft in die Nase. Nach etwas sieben Sekunden bedeutet er mir, ihn abzusetzen. Dann wendet er seine Aufmerksamkeit dem nächsten Spielzeug in Reichweite zu.

Aus irgendeinem Grund hatte ich bei meiner Abreise in die USA große Angst, dass Sohnemann mich nach einer Woche Abwesenheit nicht mehr erkennen oder nicht mehr lieb haben würde. Gottseidank weiß ich heute, dass dieser Gedanke grober Unfug war. Dies ist tatsächlich geschehen:

Am 9. September 2013 komme ich wieder nachhause. Sohnemann ist noch im Bett nach dem Mittagsschlaf. Er hat sich an den Gittern seines Bettchens hochgezogen und steht im Halbdunkel. Ich schleiche langsam in den Raum und öffne die Jalousien ein kleines Stück, so dass sich ein wenig Sonne in den Raum schleichen kann. Dann gehe ich zu seinem Bett und schaue ihn an. Und er schaut mich an, mit diesem fragenden Blick. In meinem Kopf zähle ich wie eh und je die Sekunden. Einundzwanzig…zweiundzwanzig…dreiundzwanzig…vierundzwanzig…fünfundzwanzig…und glaube schließlich, dass es mich wirklich nicht mehr erkennt.

Doch nach einer Unendlichkeit hebt er seine Arme. Er lacht nicht, ist ganz ruhig. Ich nehme ihn hoch und er umarmt mich. Dann legt er sein schlafwarmes Köpfchen auf meiner Brust ab und lässt es dort liegen für dreißig zeitlose Sekunden. Schließlich schaut er auf, mustert mein Gesicht. Nach fünf Sekunden legt er seinen Kopf erneut ab für eine gefühlte Ewigkeit. Dann schaut er erneut zu mir auf – und sein Gesicht erstrahlt im breitesten aller Lächeln. Und er klatscht mit seinen Händen auf meine Wangen, tritt mir in seiner Aufregung in den Bauch, und beißt mir sanft in die Nase. Nach etwas sieben Sekunden bedeutet er mir, ihn abzusetzen und geht spielen.

Und ich habe ein wenig geweint.