Meine Frau ist eine Heldin!

Mika_Emma_KrankenhausEigentlich geht´s auf „Unter der Liebe“ um meinen Sohn Mika, vor allem um unsere ersten drei gemeinsamen Jahre – aber das Leben dreht sich natürlich weiter.

Ich schreibe gerade aus dem St. Barbara Krankenhaus in meiner Heimatstadt. Vor rund 48 Stunden ist unser zweites Kind, Emma Elaria auf die Welt gekommen – oder vielmehr: Meine Frau hat sie auf die Welt gebracht, zusammen mit unserer phantastischen Hebamme. Alle sind wohlauf und glücklich!

Im Gegensatz zum Sohnemann, der durch einen geplanten Kaiserschnitt auf die Welt kam, weil er sich im Bauch nicht gedreht hatte, ist Emma auf natürlichem Wege gekommen, nach ungefähr 18 Stunden Wehen (oder mehreren Tagen, je nachdem, wie man rechnen möchte).

Die letzten acht Stunden haben wir gemeinsam im Kreißsaal verbracht. Zwischendurch stand das Ganze eine Zeit lang auf der Kippe, weil Emmas Köpfchen sehr ungünstig lag – aber die Hebamme hat einen erstklassigen Job gemacht und meine Frau vorzüglich bei ihrer schweren Aufgabe begleitet.

Man(n) hat eine kleine Nebenrolle in einem archaischen, auf gewisse Weise brutalen Schauspiel.

Ina_Emma_KrankenhausAls Mann war ich hauptsächlich stiller Begleiter. Ich habe meine Frau mit Wasser versorgt, ihre Hand gehalten, wenn sie es wollte – und ihr, vor allem in den letzten Stunden, im wahrsten Sinne des Wortes den Rücken gestärkt während der Presswehen. Aber wenn man ehrlich ist, kann man(n) nicht viel machen in dieser Situation. Man möchte helfen, mit anpacken, der Frau die Schmerzen nehmen – und ist doch im wahrsten Sinne des Wortes unfähig. Man(n) hat eine kleine Nebenrolle in einem archaischen, auf gewisse Weise brutalen Schauspiel.

Zwei Tage später bin ich noch immer sehr bewegt von dieser außergewöhnlichen Erfahrung. In mir brodelt eine Mixtur aus vielen extremen Gefühlen. Es mischen sich tiefe Dankbarkeit, unbändige Freude und Rührung über diese kleine neue Seele, die ab jetzt unser Leben und diese Welt bereichert. Ehrlich gesagt: Ich heule gefühlt einmal alle zwei Stunden, im Grunde jedes Mal, wenn Emma für ein paar Minuten die Augen öffnet und mich ansieht. Das ist OK.

Nico_Emma_GeburtAber in gewisser Hinsicht bin ich auch schockiert ob dieser Erfahrung im Kreißsaal. Ich frage mich ernsthaft, warum die Natur das so eingerichtet hat, wozu ein so grundlegender und evolutionär bedeutender Vorgang mit derart vielen Schmerzen (und auch Gefahren) verbunden sein muss. Die physische Notwendigkeit ist mir sonnenklar, eher hinterfrage ich das auf einer metaphysischen Ebene.

Und dann ist da noch etwas anderes, etwas grundsätzlich Neues: Ehrfurcht, Hochachtung. Eine tiefe Form der Bewunderung für die gewöhnliche und doch so außergewöhnliche Leistung meiner Frau – und damit auch ein Stück weit für jede Mutter.*

Nun ist es ja so, dass ich sie auch vorher geliebt habe, doch wir sind meist wie gute Freunde, flachsen viel und verbringen einfach gerne unsere Zeit gemeinsam. In unserem gemeinsamen Leben bin ich häufig die Person, die „im Rampenlicht“ steht. Ich bin derjenige, der schreibt und Vorträge hält, der beruflich in der Welt umherfliegt und „Sachen macht“. Meine Frau hingegen lebt ein normales, eher stilles Leben.

Und auf einmal wirst du Zeuge, wie diese Frau, die du so gut kennst und als normal betrachtest, so unglaublich stark ist. Wie sie etwas vollbringt, zu dem du nicht mal im Ansatz imstande bist. Wie sie kämpft und sich so völlig verausgabt, bis weit über die Grenzen dessen, was dir möglich scheint – und fünf Minuten, nachdem alles vorbei ist, schon wieder fröhlich plaudert und aussieht, wie das blühende Leben.

Das ist einfach nur: Wow! Meine Heldin…


*Menschen, die mir in Zukunft die Damenwelt als „das schwache Geschlecht“ verkaufen wollen, kriegen von mir vermutlich eine leichte Watschen. Als Denkzettel, aber mit Liebe… ;-)

3 Gedanken zu “Meine Frau ist eine Heldin!

  1. Glückwunsch zu dieser tollen Erfahrung. Das haben Sie sehr schön geschrieben! Mir standen die Glückstränen in den Augen, da ich mich an die Geburten und das damit verbundene dreifache Heldentum meiner Frau erinnert fühlte. Danke dafür!

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